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Innovationspreis-Projekt

“Bleib Du!” – Treff für schwule Männer mit Demenz

Name des Projektes:

“Bleib Du!” – Treff für schwule Männer mit Demenz

Träger:

Caritasverband Düsseldorf e.V., Offene soziale Altenarbeit, Andrea Konkel, Leopoldstr. 30, 40211 Düsseldorf

Zielgruppe: 

Schwule Männer mit Demenz im eigenen Zuhause, deren Partner und Caregiver

Beschreibung: 

In Düsseldorf lebten am 31.Dezember 2020 644.280 Menschen. Rund 20 % dieser Menschen sind zwischen 50 und 65 Jahre alt, ebenfalls rund 20% sind 65 Jahre und älter. Legt man gängige Statistiken zugrunde, dürften rund 30.000 Schwule und Lesben in der Rheinmetropole leben. Daraus lässt sich ableiten, dass 6.000 Menschen zwischen 50 und 65 Jahren und ebenfalls 6.000 Menschen über 65 Jahren zur queeren Community in Düsseldorf gehören.

Des Weiteren leben in Düsseldorf ca. 15.000 Menschen mit Demenz, was einem Bevölkerungsanteil von rund 2,5% entspricht. Wagt man hier erneut einen Transfer, entspricht dies einer Zahl von 750 Menschen der LSBTI*- Community. Diese Zahlen verdeutlichen sehr klar, dass die Angebotsstruktur für diese Zielgruppe in Düsseldorf und auch bundeweit als defizitär zu beschreiben ist.

Hier setzt das Angebot für schwule Männer mit Demenz an. Diese Zielgruppe, die ihr Leben lang vor familiären, sozialen, politischen und kirchlichen Herausforderungen stand, ist mit dem Bestehen einer Demenz als besonders vulnerabel zu bewerten. Ausgrenzungen aus der Herkunftsfamilie, im Beruf und in der Annahme des eigenen Selbstkonzepts sowie der Auseinandersetzung mit sich Selbst während der AIDS-Pandemie sind einige wenige traumatisierende Erfahrungen, die diese Männer gemacht haben. Diese Erfahrungen können mit einer Demenz erneut aufbrechen, für Misstrauen, Isolation und Rückzug sorgen. Die Erfahrungen und Erlebnisse sind andere als die heterosexueller Männer. Dieser belasteten Gruppe muss empathisch und mit Community-Hintergrund in einem geschützten Raum begegnet werden. Es wurde ein Angebot in Anlehnung an die etablierten Betreuungsgruppen benötigt, das den sicheren Raum, den safe space, für die Gruppe bietet. In der Umsetzung wird der Peer-to-Peer-Ansatz verfolgt, das heißt, dass die schwulen Männern mit Demenz von ehrenamtlichen schwulen Männern belgeitet werden und die männliche Gruppenleitung ebenfalls homosexuell ist. Es handelt sich um ein niedrigschwelliges Betreuungs- und Entlastungsangebot, das wöchentlich für drei Stunden stattfindet.

Sozialpolitische Ziele:

Welche Verbesserungen konnten Sie erzielen?

Die Gruppe hat sich zu einer Gemeinschaft, zu einer Freundschaft entwickelt. Der Umgang untereinander ist sehr wertschätzend und respektvoll, die Männer nehmen sich in der Demenz an und stärken sich gegenseitig. Sie machen nun wieder Dinge, aus denen sie sich zurückgezogen hatten: Kinobesuche, gemeinsam Essen gehen, gegenseitige Besuche. Ein Teilnehmer, der sich nach dem Tod des Partners sehr zurückgezogen hat, nimmt mit der Gruppe wieder am sozialen Leben teil. Für ihn war die Gruppe ein Weg, um die Trauer ein wenig leichter zu ertragen.

Die Wirkung nach außen ist als durchweg positiv zu beschreiben. Die Fachstellen mit besonderem Blick auf die Community loben das Angebot und stellen hervor, dass es für einen katholischen Träger aus ihrer Sicht etwas besonders sei. Das Angebot wird hierüber beworben und der Szene zugänglich gemacht. Das Magazin „Queer“ u.a. berichteten ausführlich über den Treff und der Möglichkeit der Teilnahme.

Am Christopher-Street-Day in Düsseldorf nimmt die Gruppe „Bleib Du!“ mit weiteren Kolleg*innen des Verbands an der Demonstration teil und wurde von Mitlaufenden sowie Zuschauenden bejubelt und bestärkt.

Für die Männer ist die Gruppe eine Anerkennung ihrer Selbst, stärkt ihr Selbstbild und ihr Selbstkonzept. Die erlebten Stigmatisierungen, das doppelte Coming out (erst die Homsexualität, dann die Demenz) wird geteilt.

Mit diesem bundesweit ersten Angebot wurde eine Versorgungslücke geschlossen, es wird Lobbyarbeit für die queere Community betreiben. Es dient der Einsamkeitsprophylaxe und zögert eine kostenintensive stationäre Versorgung hinaus.

Welche Ressourcen waren erforderlich?

Es müsste eine schwule Fachkraft gefunden werden, die Betreuungs- und Beratungskompetenz mitbringt. Der Stellenumfang umfasst 5 Wochenstunden und teilt sich auf in drei Stunden Betreuungsangebot und zwei Stunden Beratung. Das Angebot wurde im Sinne der AnFöVO als niedrigschwelliges Betreuungsangebot anerkannt, so dass die Betreuung über die Leistungen der Pflegeversicherung abgerechnet werden und die personellen Ressourcen refinanziert sind. Bestehende Räumlichkeiten mit der dahinterstehenden Infrastruktur konnten für die Bewirtung genutzt werden.