Pflege: Ohne Refinanzierung keine nachhaltige Digitalisierung
Pressemitteilung
Pflege: Ohne Refinanzierung keine nachhaltige Digitalisierung
- Verbändebündnis schlägt Lösungen vor
- Bundesgesundheitsministerium sieht wenig Gestaltungsspielraum
Berlin, 28.11.2023 | Das Verbändebündnis Digitalisierung in der Pflege hat sich erneut mit dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ausgetauscht. Themen waren die Refinanzierung der Digitalisierung und die Einbeziehung der Pflege in die Umsetzung.
Ernüchternd griff das Bündnis die einleitende Antwort des BMG auf, welches wenig Gestaltungsspielraum bei der Refinanzierung der Digitalisierung auf Grund der aktuellen finanziellen Lage sieht. Außerdem verwies das Ministerium auf die Zuständigkeit der Länder und der Selbstverwaltung (Kostenträger) für die Finanzierung der Investitions- und Betriebskosten der Pflege.
Dennoch, nutzenstiftende Digitalisierung der Pflege kann nach Ansicht des Bündnisses nur flächendeckend umgesetzt werden, wenn diese durch Refinanzierung in den Leistungsentgelten sichergestellt wird und der Bund dafür die Rahmenbedingungen schafft. Die Regelfinanzierung müsse auch Digitalisierungskosten berücksichtigen – einmalige Zuschüsse reichen nicht aus.
Vorschlag: Digitalisierungspauschale
Die Höhe der refinanzierten Beträge sei einer wachsenden digitalen Struktur in den Einrichtungen und Diensten der Akut- und Langzeitpflege und den realen Bedingungen neuer technischer Gegebenheiten anzupassen, unabhängig der ausführenden Stelle (zentral/dezentral). Dazu gehören Erstausstattungen und Investitionsfolgekosten wie z. B. Ausstattungsanpassungen, Lizenzen, Fort- und Weiterbildungskosten sowie die Cybersicherheit. Die Digitalisierung der Pflege umfasse weit mehr als die Telematik-Anbindung, beispielsweise Software-Systeme zur mobilen Pflegedokumentation, Dienstplansysteme oder Service-Roboter.
Eine unzureichende Refinanzierung sieht das Bündnis als eines der Haupthemmnisse für den Rückstand der Pflege bei der Digitalisierung an. Um die Refinanzierung sicherzustellen, schlägt das Bündnis als mögliche Lösung Digitalisierungspakete/-pauschale pro Platz / Tag / Einsatz als Orientierungsgröße vor, sowie die Ergänzung des Sozialgesetzbuches XI.
Einen weiteren Hebel sieht das Bündnis bei den Entgeltverhandlungen im Bereich der stationären Langzeitpflege. Die Möglichkeit der zweckgebundenen Umwidmung von vereinbarten Budgets oder Mitteln könnte die wichtigen Prozesse der Digitalisierung unbürokratisch unterstützen. Das Ministerium nahm die Anregung zur Prüfung mit.
Die Digitalisierung sieht das Bündnis als einen wesentlichen Schlüssel zur Sicherung der Pflege an, insbesondere könne sie Pflegekräfte entlasten.
Change-Prozess
Aus Sicht des Bündnisses ist ein Change-Prozess erforderlich, der alle Akteurinnen und Akteure mitnimmt. Sonst kämen digitale Lösungen in der Praxis nicht an, insbesondere in der Langzeitpflege. Für den Change-Prozess bedürfe es der Entscheidungsteilhabe, Mitgestaltung und partnerschaftlichen Kooperation. Partizipation lediglich auf dem Niveau einer Anhörung oder Einbeziehung bewertet das Bündnis als unzureichend. Die Pflege brauche andere Partizipationsstrukturen, da Verantwortung und Vertretung hier vielseitiger und dezentraler organisiert sind. Pflege sei zudem sektorenübergreifend zu betrachten (Akutbereich, Langzeitbereich, Häuslichkeit).
Über das Verbändebündnis “Digitalisierung in der Pflege”
Um die Digitalisierung auch in der Pflege in Deutschland voranzubringen, haben sich Verbände aus dem Sozial-, Pflege- und Gesundheitswesen im Jahr 2020 zum Bündnis “Digitalisierung in der Pflege” zusammengeschlossen. Der VKAD ist Mitglied im Verbändebündnis.
Ansprechpartner für die Presse:
Juliana Gralak
Tel. +49 (0) 170 5521798
E-Mail: presse@bvitg.de
Alexander Wragge
Tel. +49 30 88 47 170 17
E-Mail: alexander.wragge@v3d.de
Pressemitteilung als PDF Dokument
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit
Weitere Pressemitteilungen
Fachverband wirbt für Akademisierung in der Langzeitpflege
12.09.2024 | Auf einer Fachveranstaltung diskutieren heute Führungskräfte aus der Altenpflege und Studierende, was akademisch ausgebildete Pflegekräfte zur Verbesserung der Langzeitpflege beitragen können. Dazu eingeladen haben der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) und sein Mitglied, der Caritasverband für den Landkreis Emmendingen…. (mehr lesen)
VKAD fordert gesetzliche Finanzierung der Palliativversorgung in Pflegeheimen
09.09.2024 | Zum Welttag der Suizidprävention drängt der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) auf eine feste Finanzierung der Palliativversorgung in Pflegeheimen. Pflegefachkräfte sollen mehr Zeit und Ressourcen für die Begleitung in der letzten Lebensphase erhalten…. (mehr lesen)
VKAD begrüßt Entscheidung zu 18-monatiger Pflegefachassistenzausbildung
05.09.2024 | Das Bundeskabinett hat am 04.09.2024 ein Gesetz für eine bundesweit einheitliche Ausbildung zur Pflegefachassistenz auf den Weg gebracht. Derzeit gibt es 27 unterschiedliche landesrechtlich geregelte Assistenz- und Helferausbildungen. Zuvor stand zur Debatte, ob die Ausbildung auf 12 oder auf 18 Monate angelegt werden sollte…. (mehr lesen)
Gestiegene Eigenanteile: Pflegebedürftige entlasten durch Übernahme von Investitions- und Ausbildungskosten
11.07.2024 | Laut einer aktuellen Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen sind die Eigenanteile für Menschen in Pflegeheimen erneut gestiegen. Pflegebedürftige müssen für das erste Aufenthaltsjahr derzeit durchschnittlich 2871 Euro pro Monat selbst bezahlen. Das sind 211 Euro mehr als noch im letzten Jahr. Der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland e.V. (VKAD) fordert dringende Maßnahmen zur Entlastung: Die Übernahme der Investitionskosten durch die Bundesländer und die Herausnahme der Ausbildungskosten aus den Eigenanteilen…. (mehr lesen)
Reform der Pflegeversicherung: Ziel verfehlt
03.07.2024 | Der Verband katholischer Altenhilfe in Deutschland (VKAD) kritisiert den Berichtsentwurf zur Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung, der heute im Bundeskabinett beraten wird. Lösungen, die zur nachhaltigen Reform der Pflegeversicherung beitragen, lassen sich darin nicht finden…. (mehr lesen)
Katholische Altenhilfe setzt Zeichen gegen Rechts
18.06.2024 | Die Mitglieder des Verbandes katholischer Altenhilfe in Deutschland machen klar: Pflege ist vielfältig und international. Menschenfeindlichkeit und die Verbreitung rechtsextremer Parolen sind mit dem Pflegeberuf unvereinbar…. (mehr lesen)
Ambulante Pflegekräfte: Unverzichtbare Hilfe beim Hitzeschutz
05.06.2024 | Angesichts der zunehmenden Hitzeperioden sind ältere und pflegebedürftige Menschen besonders stark gefährdet. In der häuslichen Versorgung spielen ambulante Pflegekräfte eine zentrale Rolle. Sie sind mit den gesundheitlichen Risiken extremer Temperaturen vertraut und wissen, welche Schutzmaßnahmen erforderlich sind, um die vulnerablen Gruppen zu schützen…. (mehr lesen)
Altenhilfe auf der Überholspur: Pflegekräfte verdienen bei der Caritas am besten
16.05.2024 | Ein aktueller Vergleich der Caritas-Altenpflege mit anderen Pflegeträgern und Branchen in Deutschland zeigt: Die Caritas behält ihre Spitzenposition in der Vergütung bei. Besonders profitieren Hilfskräfte von den gestiegenen Löhnen…. (mehr lesen)
Pflegekompetenzgesetz: Wichtiges Vorhaben jetzt umsetzen
07.05.2024 | Die Bundesregierung will noch vor der Sommerpause das Pflegekompetenzgesetz verabschieden. Mehr Eigenverantwortung und Kompetenzen sollen den Beruf attraktiver machen. Der VKAD begrüßt das Vorhaben und nennt wesentliche Rahmenbedingungen, die dringend zu verbessern sind. … (mehr lesen)