Verbandsgründung
In der Nachkriegszeit gab es großen Bedarf an Einrichtungen für alte Menschen
In der Zeit des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg zeigte sich, dass im sozialen Bereich die Einrichtungen für alte Menschen eine besondere Aufmerksamkeit erforderten. Der Wiederaufbau zerstörter Heime, Planungen für die Modernisierung bestehender Einrichtungen und Konzepte für dringend benötigte Heimneubauten beschäftigten die verantwortlichen Gremien. Die Zahl der katholischen Altenheime in kirchlich-caritativer Trägerschaft stand zusammen mit den evangelischen Heimen der Inneren Mission weit an der Spitze im Vergleich zu den Einrichtungen der übrigen freien Wohlfahrtsverbände im Bundesgebiet. Von kommunaler Seite wurde vielerorts eine rege Tätigkeit auf dem Sektor der Alteneinrichtungen entfaltet. In Fachkreisen erörterte man neue Konzepte für den Ausbau der Altenhilfe, nachdem die im benachbarten Ausland entwickelten neueren Formen der Altenhilfe bekanntgeworden waren.
Die Caritas hatte für alle relevanten Arbeitsfelder Fachverbände - doch für die zahlenmäßig starken Altenheime fehlte eine Fachverbandsstruktur
In dieser Situation lag die Frage nahe, was auf kirchlich-caritativer Seite getan werden müsse, um die Träger katholischer Altenheime zu beraten, sie fachlich zu fördern und in der Öffentlichkeit zu vertreten. Wohl hatten die Heime Rückhalt an den Mutterhäusern, an den Pfarrgemeinden, an den Orts- und Diözesan-Caritasverbänden, von denen sie getragen waren. Auch wurde von Caritasverbänden wiederholt zu Konferenzen und Fortbildungskursen in Fragen der Heimführung und Altenpflege eingeladen. Im Deutschen Caritasverband bestand bereits ein Arbeitskreis für caritative Altenhilfe. Doch wurde immer deutlicher empfunden, dass noch ein anderer Weg eingeschlagen werden sollte. Die übrigen katholischen Einrichtungen Krankenhäuser, Kindergärten, Erziehungsheime, Behindertenheime waren längst in eigenen Fachverbänden zusammengeschlossen. Für die Altenheime als zahlenmäßig stärkste Gruppe fehlte bisher ein Zusammenschluss. Auf evangelischer Seite gab es bereits einen eigenen "Verband evangelischer Alten- und Siechenheime", der für die Heime unentbehrlich geworden war. So lag es nahe, die Gründung eines Verbandes der katholischen Einrichtungen der Altenhilfe anzustreben.
Die Gründung des Fachverbandes wurde 1963 durch Msgr. Dr. Kröner und Caritaspräsident Stehlin vorbereitet
Die nötigen Schritte zur Vorbereitung wurden nach ersten Beratungen im Lorenz- Werthmann-Haus seit dem Frühjahr 1963 getan. Der Leiter der Arbeitsgemeinschaft für caritative Altenhilfe, Landescaritasdirektor Msgr. Dr. Kröner, München, trug dem Zentralrat des Deutschen Caritasverbandes sowie der Konferenz der Vereinigung höherer Ordensoberen den Vorschlag vor. In beiden Gremien fand er volle Zustimmung. Im September wandte sich Caritaspräsident Stehlin mit einem ausführlichen Schreiben an die Träger und Leiter der katholischen Altenheime; gleichzeitig verständigte er die Mutterhäuser und die Diözesan-Caritasverbände von dem Rundschreiben an die Heime.
Was sollte der neu zu gründende Fachverband leisten?
In der Anfrage von Caritaspräsident Stehlin wurde die Aufgabe eines Verbandes so umschrieben:
"den Heimen laufend Orientierungen und Informationen vermitteln, sie in Einzelfragen beraten, sie regional und diözesan zu Konferenzen zusammenführen, die Interessen der Heime anderen Gremien gegenüber vertreten, in Bezug auf Fortbildung und Ausbildung der Mitarbeiter für die Altenpflege Initiativen entwickeln".
Großes Interesse an einem Fachverband für die katholische Altenhilfe gab die Legitimation zur Verbandsgründung am 03.12.1963
Das Echo auf diese Umfrage war unerwartet stark. Nahezu 700 Träger von Heimen, darunter zahlreiche Mutterhäuser, zeigten sich an der Gründung eines Verbandes interessiert. So war die Legitimation für das Vorhaben gegeben.
Zur Gründungsversammlung am 3. Dezember 1963 wurde nach Köln ins Karl-Josef-Haus eingeladen. 146 Teilnehmer fanden sich ein, Vertreter von Mutterhäusern, Oberinnen und Schwestern aus Altenheimen, Direktoren und Mitarbeiter aus Orts- und Diözesan-Caritasverbänden. Präsident Stehlin leitete die Versammlung und begründete nochmals das Vorhaben. Der Satzungsentwurf wurde beraten und eine Fassung erarbeitet, der die Anwesenden zustimmten. Der Zusammenschluss katholischer Heime und Einrichtungen zum zentralen Fachverband innerhalb des Deutschen Caritasverbandes war vollzogen.
Quelle: In einem Rückblick anlässlich des 25-jährigen Verbandsjubiläums im Jahr 1988 wurde die Vorgeschichte und Anlass der Verbandsgründung beschrieben. Veröffentlicht wurde dieser Aufsatz in der Festschrift zum 50-jährigen Verbandsjubiläum des VKAD: Joachim Faller: "Die Zeichen der Zeit erkennen", Freiburg 2013